Trompenaars, Fons - Cultural dimensions
© Jürgen Fischer /Fotolia

Kategorie: 

Trompenaars, Fons – Cultural dimensions

Trompenaars – Cultural dimensions

Der Artikel stellt das Kulturmodell “Cultural dimensions” von Fons Trompenaars vor. Neben den sieben Dimensionen wird auch die grundsätzliche Gefahr bei dem (alleinigen) Einsatz dieser Art von Kulturerfassungseinsätzen diskutiert. Weiterhin stellen wir Hintergründe über den Autor und Literatur vor.

Inhalte des Artikels Kulturelle Dimensionen / Cultural dimensions

Kulturelle Dimensionen / Cultural dimensions – verstehen und “managen” kultureller Unterschiede

Alfons „Fons“ Trompenaars (geb. 1952) ist ein in den Niederlanden geborener Wissenschaftler mit französischen Wurzeln, der vor allem im Bereich der interkulturellen Kommunikation forscht und publiziert. Er ist ein Schüler von Geert Hofstede und hat ein eigenes Modell entwickelt, dass mit Klassifizierungen von kulturellen Besonderheiten (Indikatoren) arbeitet. Das Modell ist insbesondere auf wirtschafltliche Kontexte ausgerichtet und versucht Verhalten von Individueen nachvollziehbar und vor allem erklärbar zu machen.

Fons Trompenaars und Charles Hampden-Turner entwickelten 1993 ein Modell mit sieben Kulturdimensionen. Grundlage hierfür waren die Ergebnisse von Hall und Hofstede. Das Modell kann meist in der Beratung von internationalen Unternehmen eingesetzt werden. Die Dimensionen können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Die ersten fünf Dimensionen behandeln die Beziehungen zu den Mitmenschen, die sechste bezieht sich auf die Einstellung zur Zeit und die letzte auf die Einstellung zum Raum und der Umwelt.

Die sieben Kulturdimensionen von Trompenaars

Kulturdimension Universalismus versus Partikularismus

Zwischenmenschliche Beziehungen und das Verhaltens anderer Menschen können je nach Kultur unterschiedlich beurteilt werden. Dabei gibt es auf der einen Seite die regelorientierten Universalisten und dann die Partikularisten, die Regeln allgemein ablehnen. Erstere meinen, dass Standards, die von einer Kultur entwickelt werden von allen eingehalten werden müssen, ansonsten wird das System geschwächt. Menschen, die diese Ansicht vertreten, sind mehr auf Regeln als auf Beziehungen gerichtet. Partikularisten hingegen setzen einen Schwerpunkt auf zwischenmenschliche Beziehungen. Die Beurteilung von Sachverhalten muss den Umständen angepasst werden, da man sich beispielsweise verpflichtet sieht Freunde und Verwandte zu beschützen, auch wenn das gegen die Regeln verstößt.

Kulturdimension Individualismus versus Kollektivismus

In dieser Dimension stellt sich die Frage, ob man sich als Teil einer Gruppe in der Gesellschaft sieht, und dabei ein gemeinsames Ziel verfolgt, oder an erster Stelle als Individuum mit eigenen Interessen.
Bei den Individualisten steht das „Ich“ im Vordergrund. Man möchte sich persönlich weiterentwickeln sowie die eigene Lebensqualität verbessern, dafür aber auch selbst verantwortlich sein. Wenn geschäftliche Entscheidungen anstehen, können diese durch einen Repräsentanten vor Ort getroffen werden. Kollektivisten fokussieren sich auf das „Wir“. Auch wenn man seine persönlichen Freiheiten einschränken muss, wird angenommen, dass dadurch die allgemeine Lebensqualität der Gruppe verbessert wird. Für das Handeln trägt dabei die ganze Gruppe die Verantwortung. Geschäftlichen Entscheidungen müssen von einem Repräsentanten erst an die Gruppe zurückgegeben werden und gemeinsam entschlossen werden. Im Kollektivismus geht es darum Beziehungen aufzubauen, die dauerhaft sind. Die zweite Dimension ist mit der vorherigen eng verbunden, denn kollektivistische Gesellschaften folgen den Prinzipien des Partikularismus und individualistische eher denen des Universalismus.

Kulturdimension Neutralität versus Emotionalität

In manchen Gesellschaften darf man seine Gefühle in der Öffentlichkeit zeigen, in anderen scheint dies eher problematisch. Wenn eine Kultur neutral ist, werden Emotionen für sich behalten und Gefühle kontrolliert. Diskussionen laufen eher sachlich ab und Äußerungen scheinen eher eintönig. Es wird Körperkontakt vermieden und kühles beherrschtes Verhalten geschätzt, sodass auch keine ausgeprägte Mimik oder Gestik erwünscht ist. In Kulturen die emotional sind, zeigt sich in der Öffentlichkeit eher extrovertiertes Verhalten wie Lautstärke und ausgeprägte Körpersprache. Die Menschen, die diesen Kulturkreisen zugehörig sind, sind durch eher lebhaftes Verhalten geprägt.

Kulturdimension Spezifität versus Diffusität

Diese Dimension erörtert wie Menschen ihre privaten Lebensbereiche mit anderen Personen teilen.
In spezifischen Gesellschaften sind alle Lebensbereiche klar voneinander getrennt, Arbeit und Freizeit wird selten vermischt. Man besitzt eine relativ kleine Privatsphäre, in die nur ausgewählte Personen aufgenommen werden. Da der Kontext das Verhalten bestimmt, können sich Strukturen verschieben (z.B. der Vorgesetzte, dem sonst Autorität am Arbeitsplatz zusteht, verliert diese bei privaten Begegnungen). Beim Denken analysieren die Menschen erst einzelne Teile eines Ganzen und setzten diese anschließend zusammen. Beziehungen sind offen und transparent und man kommt direkt auf den Punkt. Das moralische Urteilungsvermögen besteht dabei unabhängig von dem Partner.

Diffuse Kulturen vermischen hingegen einzelne Lebensbereiche miteinander. Die großzügig ausgelegte Privatsphäre, ist mehreren vertrauten Menschen leicht zugänglich. Strukturen bleiben auch über alle Lebensbereiche erhalten, das heißt der Vorgesetzte behält auch während privater Begegnungen seine autoritäre Position. Bei verschiedenen Sachverhalten bilden sich die Menschen erst eine Perspektive für das Ganze und fokussieren sich dann auf Einzelheiten. Die Beziehungen sind eher indirekt, ausweichend und zweideutig. Außerdem sind Moralvorstellungen von der Situation, den Personen und den Umständen abhängig.

Kulturdimension Leistung versus Status

Diese Dimension beschreibt, wie Status und Ansehen in einer Kultur definiert werden, das heißt, ob in einer Kultur der Status bereits gegeben ist, oder man sich diesen hart erarbeiten muss. Letzteres ist der Fall in leistungsorientierten Kulturen. Man muss sich persönlich engagieren um gesellschaftliches Ansehen zu erlangen. Im Arbeitsleben werden Titel nur dann verwendet, wenn sie das Vorhaben voranbringen, beziehungsweise die nötigen Kompetenzen zeigen. Der Vorgesetzte wird hauptsächlich dann respektiert, wenn er gute Leistung erbringt und das höhere Management ist in vielerlei Hinsicht gemischt (Alter, Geschlecht, usw.).

In statusorientierten Kulturen wird man in bestimmte gesellschaftliche Umstände, von denen das Ansehen abhängt, hineingeboren. Das heißt Ansehen definiert sich mit Variablen wie Alter, Geschlecht, Beruf und soziale Verbindungen. Im Arbeitsleben wird der Titel häufig verwendet, da man sich so Respekt verspricht und auch die Achtung vor dem Vorgesetzten ist äußerst wichtig. Das höhere Management ist meist männlich und mittleren Alters und wird auf sozialen Hintergrund basierend ausgewählt.

Kulturdimension Einstellung zur Zeit

Verschiedene Kulturen haben verschiedene Einstellungen zur Zeit, was auch das Berufsleben prägt.
Einerseits geht es um die Orientierung nach der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Andererseits kann es hier auch um die Strukturierung der zeitlichen Abläufe gehen.

Wenn sich eine Gesellschaft nach der Vergangenheit richtet, wird versucht diese zu bewahren und weiterzugeben. Somit haben Traditionen, die Achtung von Vorfahren, ältere Menschen, Geschichte und Herkunft einen wichtigen Stellenwert. In gegenwartsorientierten Kulturen steht das aktuelle Handeln an erster Stelle: man lebt eher für den Moment. Prioritäten werden nach aktuellen Bedeutungen gesetzt. Handeln in der Vergangenheit und gemeinsame Erfahrungen sind nicht bedeutend, Pläne können zwar gemacht werden, werden aber selten eingehalten. Ist eine Kultur hingegen zukunftsorientiert, setzt sie ihren Schwerpunkt auf Ziele und Projekte in der Zukunft, die gerne ausgiebig ausgearbeitet werden. Es besteht somit auch ein großes Interesse für die Jugend, da diese zukünftige Potenziale bietet.

Aber auch die Strukturierung der Zeit stellt wichtige Richtlinien für Kulturen dar: Entweder kann die Zeit eher sequentiell oder synchron eingeteilt werden. Im sequentiellen Zeitverständnis werden die Dinge nacheinander erledigt. Menschen strukturieren ihre Zeit mit Terminen und Verpflichtungen, welche auch eingehalten werden müssen. In diesen Kulturen ist Zeit Geld. Synchrones Zeitverständnis bedeutet, dass Dinge gleichzeitig stattfinden können. Zeit hat keinen materiellen Wert und menschliche Beziehungen werden über Termine und Verpflichtungen gestellt. Die Einhaltung von festen Zeitplänen gehört nicht zu den wichtigsten Komponenten bei der Erreichung von Zielen.

Kulturdimension Interne Kontrolle versus externe Kontrolle

Diese Dimension beschäftigt sich mit der Frage, ob man versucht die Umwelt zu kontrollieren oder mit ihr zusammenarbeitet, denn dies hängt auch damit zusammen, wie man sein eigenes Leben meistert.

In Kulturen mit eigener oder innerer Kontrolle besteht die Annahme, dass die Umwelt kontrolliert werden kann. Der eigene Wille wird der Umwelt aufgezwungen. Fehler oder Misserfolge liegen in der eigenen Verantwortung des Individuums und die Umwelt kann nichts dafür. In Kulturen mit externer oder Fremdkontrolle wird die Umwelt selbst fast als ein selbständiges Individuum gesehen. Man will versuchen mit der Natur zu kooperieren, da diese das eigene Leben beeinflusst. Die Umwelt ist hier für Erfolge und Misserfolge verantwortlich und die Menschen glauben an Schicksal. Vertreter dieser Ansicht sind eher kompromissbereit und auf Frieden mit der Umwelt gerichtet.

Grundsätzliche Gefahren bei der Nutzung von Kulturdimensionen

Die sieben Kulturdimensionen von Trompenaars und Hampden-Turner können helfen mögliche kulturelle Differenzen zu überbrücken und Erklärungsansätze für fremdkulturelles Verhalten zu finden. Allerdings kann es auch einige Gefahren mit sich bringen, sich allein an Kulturdimensionen zu orientieren: Es können zum Beispiel Stereotypen entstehen sowie eine kulturelle Homogenität konstruiert werden (z.B. die Chinesen sind kollektivistisch). Weiterhin werden diverse (persönliche, kulturunabhängige etc.) Gründe für bestimmte Verhaltensweisen nicht mit einbezogen. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass ein statisches Bild einer Kultur ohne jegliche Komplexität entsteht.


Literatur: Wichtigste Bücher von Fons Trompenaars sind:

  • „Riding the Waves of Culture: Understanding Cultural Diversity in Business“ von Fons Trompenaars und Charles Hampden-Turner im B&T Verlag (1998)
  • „21 Leaders for the 21st Century” von Fons Trompenaars und Charles Hampden-Turner im Capstone Publishing Verlag (2001)
  • „Managing People Across Cultures (Culture for Business Series)” von Fons Trompenaars und Charles Hampden-Turner im Wiley & Sons Verlag (2004)
  • „Marketing Across Cultures (Culture for Business)” von Fons Trompenaars und Woolliams im Wiley & Sons Verlag (2004)
  • “Managing Change Across Corporate Cultures (Culture for Business)” von Fons Trompenaars und Peter Prud’homme im Wiley & Sons Verlag (2004)
  • „Riding the Whirlwind: Connecting Peole and Organizations in a Culture of Innovation (Bright ‘I’s)” von Fons Trompenaars im Invinite Ideas Verlag (2007)

Artikelhinweise zum Thema “Fons Trompenaars – Cultural dimensions / Sieben Kulturdimensionen”

IKUD Seminare – Interkulturelles Training & Trainerausbildung hat 4,77 von 5 Sternen 352 Bewertungen auf ProvenExpert.com

Erfahrungen & Bewertungen zu IKUD Seminare - Interkulturelles Training & Trainerausbildung