Gegenpol zum ethischen und soziologischen Universalismus: Kulturrelativismus
Der Kulturrelativismus legt Wert auf die Koexistenz von Kulturen, die als gleichwertig angesehen werden sollen. Demnach sollten Kulturen nicht im qualitativen Vergleich zueinander stehen oder bewertet werden, da immer der jeweilige situative und kulturelle Kontext betrachtet werden sollte, um Verhaltens- und Denkweisen sowie Normen und Werte einer anderen Kultur zu verstehen. Ein großer Kritikpunkt ergibt sich dadurch, dass der Kulturrelativismus kein universelles Wertesystem anerkennt, da dies bedeuten würde, dass einzelne kulturelle Standpunkte nicht berücksichtigt werden würden. Somit kann von einem kulturrelativistischen Standpunkt auch das Paradigma der Menschenrechte nicht vertreten werden.
Des Weiteren wird kritisiert, dass der Kulturrelativismus als allgemein gültige Entschuldigung angeführt werden kann. Wenn Mitglieder einer Kultur entgegen moralischer Vorstellungen oder dem Gesetz einer anderen Kultur handeln, kann dies als kulturelle Ausprägung und in der Kultur begründet verziehen werden. Beispielhaft hierfür wäre in Deutschland der Umgang mit den sogenannten Ehrenmorden, die mit westlichen Wertvorstellungen nicht zu vereinbaren sind. Es stellt sich die Frage bis zu welchem Ausmaß der kulturelle Hintergrund hier Akzeptanz erfahren sollte.
Artikelhinweise zum Thema „Kulturrelativismus Definition“
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