Kulturstandards - Alexander Thomas
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Kulturstandards – Alexander Thomas

Kulturerfassungsmodell von Thomas: Kulturstandards

Alexander Thomas bezeichnet als Kulturstandards „alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns (…), die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich persönlich und für andere als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden“ . Kulturstandards werden im Laufe der Sozialisation des Individuums erworben und verinnerlicht, sodass sie gleich einer unbewussten Programmierung alle Handlungen steuern und prägen.

Deutlich werden sie eigentlich nur dann – insbesondere in ihrer kulturspezifischen Unterschiedlichkeit! – wenn Personen aus verschiedenen Kulturkreisen aufeinander treffen. Denn dann kommt es auch zum Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturstandards. Ein Beispiel: Für Deutschland gilt der Kulturstandard „Schwacher Kontext“ für die Kommunikation. Das bedeutet, es wird klar und deutlich darüber gesprochen, „was Sache ist“, ohne blumige Sprache, Andeutungen usw. Diese Direktheit ist außergewöhnlich im Vergleich mit fast allen anderen Kulturkreisen der Welt. Trifft ein Deutscher nun beispielsweise auf einen Inder, für den der Kulturstandard „Indirekte Kommunikation“ gilt, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Der Inder wird den Deutschen unhöflich finden, der Deutsche findet, der Inder rede „um den heißen Brei“ bzw. er versteht überhaupt nicht, was der Inder andeutet und damit in seiner „Sprache“ ganz klar sagt.

Kulturstandardforschung

Die Kulturstandardforschung vertritt dabei ein stark kulturrelativistisches Konzept, d.h., sie geht von der einzelnen Kultur aus und versucht immer nur, die jeweiligen Spezifika zu benennen. Es geht nicht um eine Vergleichbarkeit universaler Aspekte.

Kulturstandards werden aus den oben erwähnten Begegnungssituationen heraus erhoben, sie sind insofern an einen zeitlichen und räumlichen Kontext gebunden. Dies wiederum bedeutet, dass sie sich mit dem sozialen Wandel auch verändern können.

Dass Kulturstandards auch eine „Funktion von Stereotypen“ erfüllen, ist unbestritten. Das tun sie insofern, als dass sie Kategorien bilden. Jedoch sind sie durch die Entstehung aus der systematischen Analyse von „echten Erlebnissen“ heraus frei von einem vorurteilsbehafteten Charakter.

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