Paraverbal - nonverbal: Definition
© stokkete /Fotolia

Kategorie: 

Paraverbal: Paraverbale Kommunikation

Paraverbale Kommunikation – Definition

Die paraverbale Kommunikation beeinflusst erheblich das Decodieren der verbalen Kommunikation. Sie bewegt sich der letzteren gegenüber auf der Ebene, wie etwas gesagt wird und umfasst dabei die Komponenten wie Lautstärke, Intonation, Stimmlage und Tonhöhe, sowie Sprechrhythmus und Sprechgeschwindigkeit (= mündlich-akustische Kommunikation).

Dazu zählen auch das Schweigen bzw. Redepausen und das Lachen. Diese paraverbalen Faktoren sind – wie die nonverbalen – ebenfalls kulturell abhängig und können je nach Empfinden Un-/Freundlichkeit, Unsicherheit/Überzeugungskraft, Trauer/Glück hervorrufen. Bei der schriftlich-visuellen Kommunikation bezieht sich die paraverbale Kommunikation auf die Typographie, Interpunktion, Schreibweise und Anordnung von Bildelementen (vgl. Müller/Gebrich 2014).

Im Folgenden liegt der Fokus auf der mündlich-akustischen Kommunikation:

Paraverbale Kommunikation: Stimmlage & Tonhöhe

Der Tonfall, mit dem eine Aussage zum Ausdruck gebracht wird, ist teilweise genetisch bestimmt, wird aber auch kulturell beeinflusst. Es gibt bestimmte Aspekte, die weltweit ähnlich gesehen werden, wie das Ausdrücken von Ärger und Aggressionen durch eher laute und scharfe Töne oder Angst und Hilflosigkeit durch eine höhere Sprechlage. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen Geschlechtern, sodass Frauen sich aus kulturellen Gründen meist eher eine höhere Stimmlage angewöhnen, Männer aber eine tiefere. Zudem gibt es aber auch starke kulturelle Unterschiede, die zum Teil aus der verschiedenen Phonologie und Syntax einzelner Sprachen entstehen können. Ein Beispiel hierfür sind Missverständnisse zwischen Personen, die britisches Englisch sprechen und denen, die indisches Englisch sprechen: Bei Ersteren sagt eine abfallende Intonation am Ende des Satzes eine Aussage aus und bei Letzteren aber eine Frage.

Außerdem stehen zum Beispiel in romanischen Ländern Schwankungen in der Stimme als Ausdruck für Beteiligung. Im arabischen Raum ist eine monotone Stimmlage jedoch wünschenswert, da sie Selbstbeherrschung und Respekt zeigt. Auch Zugehörigkeit zu einer höheren sozialen Schicht kann durch eine tiefere Stimmlage verdeutlich werden.

Paraverbale Kommunikation: Schweigen

Schweigen kann verschiedene Aspekte ausdrücken. Zum einen deutet es ein Ende des Gesprächs an. Im Streit kann es aber auch zur Konfrontation und im Konflikt als ein Eingeständnis gesehen werden. Kulturstandards bestimmen dabei, wann Schweigen auf welche Art bewertet wird. Diese Standards sind aber kulturell differenzierbar. So bewerten viele die Briten als schweigsam, diese empfinden ihre Art aber als normal gesprächig und bezeichnen die Schweden als wenig redselig, wobei diese das von den Finnen behaupten würden. Auch ist ein strategisches Einsetzen von Schweigen möglich. Amerikaner benutzen Stille beispielsweise häfig, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, wie den Gegenüber einzuschüchtern. Es ist somit wichtig auch den Kontext zu betrachten, in dem eine Kommunikation stattfindet. Japaner sind dafür bekannt, dass sie eine stillere Kultur haben, jedoch ist Schweigen vor Fremden für sie unangenehm.

Ein Faktor, der maßgeblich zu verschiedene Einstellung zum Schweigen beigetragen hat, ist das Christentum. Dort wird Reden einerseits mit Leben gleichgesetzt und Schweigen mit Nichtexistenz, andererseits wird Reden aber auch als Sünde bezeichnet, da sobald etwas ausgesprochen ist es nicht zurückgenommen werden kann. Diese Ansicht unterstützt auch das Sprichwort “Reden ist Silber Schweigen ist Gold.”

In Diskussionen gibt es ebenfalls kulturelle Unterschiede die den Einsatz von Schweigen beeinflussen. So fallen sich Sprecher der romanischen Sprachen ins Wort und Schweigen gilt als unerwünscht, im Vorderen Orient wird letzteres jedoch als Achtung gegenüber den anderen gesehen. Da viele Araber auch wissen, dass Schweigen in der westlichen Welt als unangenehm empfunden wird, können sie dies in Geschäftsverhandlungen einsetzen um einen Vorteil zu bekommen.

Paraverbale Kommunikation: Lautstärke

Außerdem wird auch die Lautstärke in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedlich aufgenommen. Europäer denken häufig, dass Amerikaner zu laut sind, Asiaten hingegen denken in der Regel, dass Europäer laut und somit unhöflich sind. Denn in der “asiatischen Kultur” werden wichtigere Gesprächsthemen eher ruhig und leise angesprochen. Sprecher einiger afrikanischer Kulturen gehen mit Lautstärke anders um und heben ihre Stimme an, wenn sie einen Sprecherwechsel einführen wollen.

Paraverbale Kommunikation: Lachen

Über alle Kulturen hinweg wird Lachen als etwas Positives angesehen, als Friedensagebot. Zu einem Teil ist es kulturspezifisch zum anderen aber kulturinvariant, dass Lachen eine positive Emotion ausdrückt. Lachen kann jedoch auch die Folge von Überraschung und Angst sein. Außerdem muss man bestimmte Formen abgrenzen, wie Schadenfreude, da es einen Machtunterschied unterstreicht oder Humor, da Lachen als Reflex gesehen wird. Der Lachvorgang ist jedem angeboren und kann somit als universell angesehen werden, jedoch ist es kulturspezifisch wann und über was gelacht wird.

Literaturhinweise

Müller, Prof. Dr. Stefan und Gelbrich, Prof. Dr. Katja (2014): Interkulturelle Kommunikation

Artikelhinweise zum Thema “Paraverbal: Paraverbale Kommunikation – Definition & Beispiele”

SCHLAGWÖRTER

IKUD Seminare – Interkulturelles Training & Trainerausbildung hat 4,77 von 5 Sternen 352 Bewertungen auf ProvenExpert.com

Erfahrungen & Bewertungen zu IKUD Seminare - Interkulturelles Training & Trainerausbildung