Im Blickpunkt: Geschichte des Kolonialismus – Postkoloniale Theorie
Die Postkoloniale Theorie (eng. Postcolonial studies) verfolgt den Ansatz, die Konstruktion kultureller Unterschiede und deren Übertragung auf gesellschaftliche Machtverhältnisse kritisch zu reflektieren und zu hinterfragen. Ihr Gegenstand ist die Geschichte des Kolonialismus und damit einhergehende Hierarchisierungen und stereotype Denkmuster, die bis heute fortwirken. Diese Strukturen fußen auf der Annahme einer konstruierten, asymmetrischen Zentrum-Peripherie-Beziehung, in der einem fortschrittlichen Westeuropa oder „Westen“ (Zentrum) die vermeintlich unterlegenen und rückständigen Kolonien (Peripherie) gegenübergestellt wurden. Verstärkt wurde diese Hierarchisierung durch die diskursive Prägung wirkungsmächtiger Gegensatzpaare wie zivilisiert–primitiv, modern–rückständig oder weiß–nicht-weiß. Aus diesem Verständnis heraus legitimierten sich rassistische Weltanschauungen und ein westeuropäischer „Missionsauftrag“, deren Folgen bis in die Gegenwart nachwirken. Kolonial geprägte Vorstellungen und Wahrnehmungen wurden über einen längeren Zeitraum tradiert und entwickelten sich zu institutionalisierten und kulturellen Praktiken. Postkoloniale Ansätze untersuchen und dekonstruieren diese strukturelle Hierarchisierung sowie darauf bezogene Praktiken und machen sichtbar, wie anhand dieser Vorstellungen das Bild und die Wahrnehmungen von „den anderen“ (othering) geprägt wurde und immer noch wird.
Quellen:
Regine Bendl/Edeltraud Hanappi-Egger/Roswitha Hofmann (Hg.), Diversität und Diversitätsmanagement, UTB-Band 3519, Wien 2012, S. 97f.
https://www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/grimm-postkolonialismus.pdf
Regine Bendl/Edeltraud Hanappi-Egger/Roswitha Hofmann (Hg.), Diversität und Diversitätsmanagement, UTB-Band 3519, Wien 2012, S. 97.
Artikelhinweise zum Thema „Postkoloniale Theorie“
-
© Andrey Popov – stock.adobe.comDiskriminierung
Diskriminierung = direkte oder indirekte Benachteiligung oder Ungleichbehandlung
Diskriminierung benennt die direkte oder indirekte Benachteiligung oder Ungleichbehandlung einer Person anhand der ihr zugeschriebenen Denk- und Verhaltensweisen aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Identitätsmerkmale wie u.a. Geschlecht, Klasse oder Ethnie. Von Diskriminierung Betroffene werden mit bestimmten Verhaltensweisen,
-
© M-SUR /Fotolia
Ausführlicher Grundlagentext über Stereotype und Vorurteile: Definition Stereotypen
„Es spricht vieles dafür, dass in einem leeren Kopf Vorurteile besonders blühen.“ (Sir Peter Ustinov) Stereotyp: Der Begriff des Stereotyps kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „starres Muster“. Stereotype sind eine Sammlung von Informationen….weiter lesen
-
© vvvita /Fotolia
Ethnozentrismus und Polyzentrismus
Ethnozentrismus beschreibt eine Denkweise, bei der andere Kulturen und Gemeinschaften aus der Perspektive der eigenen Kultur beurteilt und anhand der eigenen Normen bewertet werden. Die Abweichung von eigenen kulturellen Werten wird als negativ empfunden und…weiter lesen
-
© Jürgen Fischer /Fotolia
Trompenaars, Fons – Cultural dimensions
Kulturelle Dimensionen – verstehen und “managen” kultureller Unterschiede
Alfons „Fons“ Trompenaars (geb. 1952) ist ein in den Niederlanden geborener Wissenschaftler mit französischen Wurzeln, der vor allem im Bereich der interkulturellen Kommunikation forscht und publiziert. Er ist ein Schüler von Geert Hofstede und hat ein eigenes Modell entwickelt,