Raumorientierung Kulturdimension E.T. Hall
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Raumorientierung nach Edward T. Hall

Edward T. Hall: Raumorientierung – Kulturdimension

Edward T. Hall (*1914 – 2009) war ein US-amerikanischer Anthropologe und Ethnologe. Hall wird häufig als Begründer der interkulturellen Kommunikation als anthropologische Wissenschaft bezeichnet. Edward T. Hall entwickelte verschiedene Kulturdimensionen, über die er jeweils einzelne Werke publizierte: Raumorientierung, High bzw. Low Kontext, Monochrones bzw. Polychrones Zeitverständnis und Informationsgeschwindigkeit. Im Folgenden soll auf die Kulturdimension der Raumorientierung eingegangen werden, welche er in seinem ersten Werk The Hidden Dimension im Jahr 1966 vorstellte.

Kulturdimension Raumorientierung: Definition und Begriffserklärung

Die Raumorientierung beschreibt die räumliche Konstellation von Kommunikationspartnern. Dabei unterscheidet Edward T. Hall zwischen vier verschiedenen Distanzzonen: Der intimen, der persönlichen, der sozialen und der öffentlichen Distanzzone, welche wiederrum in nahe und weite Phasen unterteilt werden können. Daraus ergibt sich folgende Aufteilung:

  • Die intime Distanz: betrifft den unmittelbaren, hautnahen Körperkontakt (von Hautkontakt bis 45 cm Abstand).
  • Die intime Distanz – nahe Phase: sehr enger Körperkontakt beispielsweise zwischen zwei Liebenden.
  • Die intime Distanz – weite Phase: enger Körperkontakt. Wird beispielsweise bei überfüllten Verkehrsmitteln als unangenehm empfunden.
  • Die persönliche Distanz: der normale Abstand in Gesprächen mit Freunden und Kollegen. Er wird als persönlicher Schutzraum beschrieben, der nicht verletzt werden soll (zwischen 45 cm und 120 cm).
  • Die persönliche Distanz – nahe Phase: in dieser Distanz kann die andere Person berührt oder angefasst werden.
  • Die persönliche Distanz – weite Phase: die andere Person befindet sich in einem armlangen Abstand
  • Die soziale Distanz: der Abstand bei unpersönlicher Kommunikation. Betrifft soziale Interaktionen mit Bekannten, Fremden und Geschäftspartnern (zwischen 120-220 cm).
  • Die soziale Distanz – nahe Phase: Die Abwicklung unpersönlicher Geschäfte findet auf dieser Entfernung statt.
  • Die soziale Distanz – weite Phase: Eine gewollte Formalisierung von interpersonalen Aktivitäten wird hierbei signalisiert.
  • Die öffentliche Distanz: der Abstand bei unpersönlichen und anonymen Interaktionen. Betrifft beispielsweise die Distanz zum Redner bei einer Öffentlichen Veranstaltung (ab 3,5 Meter).

Distanzzonen bei der Raumorientierung variieren je nach Kulturkreisen

Edward T. Hall versteht die Distanzzonen nicht als allgemeine Richtline: Das Ausmaß bzw. die Größen der Distanzzonen variieren je nach Kulturkreisen. Nordeuropäer bevorzugen beispielweise eine wesentlich größere Interaktionsdistanz wie Südeuropäer. Innerhalb einer Kultur können weitere Merkmale die Größe der Distanzzonen beeinflussen, wie der soziale Status, der Grad der Bekanntheit und die Geschlechtlichkeit der interagierenden Personen. Werden die Distanzzonen nicht eingehalten, kann dies zu Missverständnissen und Irritationen führen.

Literaturhinweise

  • Hall, E.T. (1966): The Hidden Dimension. New York: Anchor Books. S. 113-130.
  • Hellbrück, J. & Fischer, M. (1999): Umweltpsychologie. Ein Lehrbuch. Göttingen: Hogrefe.
  • Lenthe, U. (2015): Transkulturelle Pflege. Kulturspezifische Faktoren erkennen, verstehen, interagieren. Wien: Facultas.

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